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UNTERWEGS in Georgien

Aktualisiert: 20. Nov. 2022

Unterwegs sind hier:

Mama, Papa und

1 Reisekind

(Jo. 。•́‿•̀。1 3/4 Jahre)


Transportmittel der Wahl sind: Flugzeug, Zug, Maschrutka und Mietauto


Übernachtet wird in: einfachen Hotels, Zügen, Privatpensionen und Privathäusern

(siehe Anekdote zur Gastfreundschaft der Georgier).


Fast jede Reisebeschreibung über Georgien fängt mit dieser kleinen Geschichte an:


"Als der liebe Gott jedem Volk sein Land zugewiesen hatte, vergaß er die Georgier. So blieb ihm nichts anderes übrig,

als ihnen jenes Plätzchen zu geben, das er für sich selbst reserviert hatte." - Georgische Erzählung -


Darauf folgt dann meistens ein Text über die unvergleichbare Gastfreundschaft der Georgier:

Anekdote zur Gastfreundschaft der Georgier:

Wir fahren mit der Schmalspurbahn von Bordschomi (ბორჯომი) in den kleinen Ort Bakuriani (ბაკურიანი) durch den Kleinen Kaukasus. Die Strecke ist 39 km lang, doch wir brauchen planmäßig 2 1/2 Stunden - die Entdeckung der Langsamkeit!


Kurz vor dem Eintreffen in Bakuriani denken wir das erste Mal darüber nach, dass unsere Bargeldvorräte nicht mehr üppig sind und uns beschleicht der Verdacht, dass es in Bakuriani vielleicht gar keinen Geldautomaten gibt. Entsprechend gespannt sind wir, wie die Übernachtung und das Abendessen ausschauen werden.


Vor dem Bahnhof schlagen wir eine Art Basislager auf und ich nehme die Lage zunächst alleine unter Augenschein. Dafür frage ich den erstbesten Passanten nach einem Geldautomaten und nach Übernachtungsmöglichkeiten für eine Familie mit Kleinkind.

Der Mann drückt mir seinen Hausschlüssel in die Hand! -Fertig!-


Wir sind eingeladen in das bescheidene Haus des Mannes - dankend ablehnen?: Keine Chance (!), etwas dafür bezahlen: keine Chance (!). Der Mann (vielleicht 50 (?), einst studiert an der Lomonossow Universität in Moskau hat sein Leben in der Hauptstadt Tiflis seit dem 5-Tage-Krieg 2008 aufgegeben, in dem Georgien von Russland angegriffen wurde. Seitdem wohnt er in einem sehr einfaches Haus, im Dorf seiner Eltern.


Als Gastgeber legt er sich ins Zeug. Wir bekommen das beste Zimmer des Hauses. Schnell kommt er aus dem Laden mit Einkäufen zurück und wir sehen schon an der Tüte, dass zur Gastlichkeit in Georgien auch eine Menge Alkohol gehört, doch zum Glück merken wir bald, dass sowohl der Gastgeber als auch die Gäste nur aus Höflichkeit trinken und alle sind glücklich, dass wir sofort wieder damit aufhören können.


Und die Verständigung? Die funktioniert wunderbar mit Händen, Füßen, unseren spärlichen Russischkenntnissen und den beachtlichen Englischkenntnissen des Gastgebers, der sie sich nur über das Fernsehprogramm angeeignet hat. Auch jetzt drückt er an der Fernbedienung herum, bis er für uns ein deutsches Programm findet. Günther Jauch mit "Wer wird Milionär?" im Kleinen Kaukasus.


Am nächsten Tag gibt es Eier und Osterbrot zum Frühstück, denn es ist der Tag des orthodoxen Osterfests. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns und behalten die Nacht wahrscheinlich für immer in Erinnerung. War es Zufall, war es verrückt, an was für einen Menschen käme man in Deutschland, der wildfremde von der Straße aufpickt und ihnen einfach den Hausschlüssel gibt!? In Georgien ist es einfach georgisch normal, dass man über alle Maßen gastfreundlich ist! Baut man ein Haus, so wird zuerst das Gästezimmer fertig gestellt, natürlich an der schönsten Stelle des Hauses. Georgische Gastmahle sind legendär!


Und Jo. 。•́‿•̀。? Wenn man noch keine 2 Jahre alt ist, ist einem die ganze Freundlichkeit oft mehr als suspekt, auch wenn man ständig etwas Geschenkt bekommt, auf Märkten, auf der Straße, im Zug, im Café: Essen, Blumen, Spielzeug, gebasteltes... Menschen streichen über das helle Haar, schwarz gekleidete zahnlose alte Witwen, versuchen Jo. im Zug begeistert auf den Schoß zu ziehen. Vor Kirchen bekommt er Kerzen geschenkt, die er in den für ihn gruseligen Gemäuern anzünden soll und die Übernachtung im sehr ärmlichen dunklen Haus des fremden Mannes war für ihn eine Herausforderung...



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